Video-Projektionen
Beim Festival zeigt Wildwuchs auch Video-Kunst. Die Videos verbinden verschiedene Themen. Wir zeigen auch Videos von Kunst-Schaffenden, die wir nicht zum Festival einladen konnten.
Die internationalen Videokunst-Arbeiten nehmen uns mit auf unterschiedliche Reisen. Mal verstärken, verbinden und ergänzen sie die Themen des Festivalprogramms, mal entsteht ein Widerspruch zu ihnen. So werden Brücken zwischen einzelnen Positionen geschaffen, um das Thema verschiedener Diskriminierungsformen zusammen zu denken. Wildwuchs sieht die Screenings auch als eine Chance, Positionen in den Raum zu holen, die aus Gründen wie Distanz oder Geld nicht Teil des Festivals sein können.
Dauer
Die Videos laufen von 19:00-21:00 Uhr. Sie können zu beliebiger Zeit besucht werden.
Sprachen
Verschiedene Sprachen, deutsche Übertitel
Alter
Ab 14 Jahren empfohlen.
Preise
Eintritt frei, Kollekte
Detailprogramm:
Rick (2017)
Infos zum Film
RICK ist schwul und gehörlos. Und er arbeitet als Pornodarsteller. Die Kurzdokumentation zeigt einen jungen Mann, dem es gelingt Hindernisse und Grenzen zu überwinden, sich und seinen Körper auszuleben und die eigene Befreiung im Licht des Filmstudios zu finden.
Credits
mit Ricco Müller als RICK LOUS
Regie: Jan-Peter Horstmann
Produktionsleitung: Mariella Frey, Nadine Schulte
Kamera und Color Grading: Manuel Schamberger
Montage: Sarah Beekmann
Ton und Tongestaltung: Clemens Ruh, Samuel L. Schwenk Musik und Komposition: Anna Kühlein
Musikmischung: Clemens Ruh
Kommunikationshilfe: Luisa Eis, Erika Müller
mit OLIVER RAMSAY
Dauer
15 min (19.45 und 20.45 Uhr).
Alter
ACHTUNG: Pornografische Sequenzen: Ab 16 Jahren empfohlen.
Little Figures (2003)
Infos zum Film
Drei Statuen auf dem Mont des Arts im Zentrum von Brüssel: ein König, eine Königin und ein mittelalterlicher Ritter. Drei Neuankömmlinge in Brüssel: ein philippinischer Junge, ein ruandisches Mädchen und ein marokkanischer Junge. Drei Statuen, drei Kinder, ein imaginäres Gespräch.
Ausgehend von den drei Statuen entwirft Sarah Vanagt eine Geschichte, in der Kinder in einem oft überraschenden und witzigen Ton den Dialog zwischen den Statuen anregen und sie historisch (un)verorten. Dabei werden grosse Themen wie Kolonialismus und die Kreuzzüge auf eine humorvolle Art angetippt. Das Video hat einen verlangsamten, angehaltenen Aspekt, der das Gefühl des Erinnerns verstärkt und Assoziationen zulässt.
About the film (English)
"Three statues on the Mont des Arts in Brussels: a king, a queen and a medieval knight. Three newcomers to Brussels: a Philippino boy, a Rwandan refugee girl and a Moroccan boy. Three statues, three children; an imaginary conversation. " (balthasar.be (https://www.balthasar.be/)) In ’Little Figures’ Sarah Vanagt once again plays with her passion for history, perspective and social commitment. Setting out from a location, the ‘Kunstberg’, but specifically the three statues located there, Vanagt puts together a story in which migrant children stir up a conversation between the statues, in an often surprising and witty tone, being (un)able to situate them historically. It is no coincidence that colonialism and the crusades emerge as references. The scene has a decelerated, halted aspect, which reinforces the feeling of recollection, and allows for associations to surface.
Dauer
5 min. (19.30 und 20.30 Uhr)
Foe (2007)
Infos zum Film
In der Videoarbeit “Foe” ist der Künstler selber zu sehen, wie er Unterricht bei einer Schauspiellehrerin nimmt, um die "Akzente" seiner kulturellen Hintergründe zu lernen. Brendan Fernandes ist dabei nicht an der Authentizität dieser Akzente interessiert, sondern an der Idee, dass man ihm beibringt, mit diesen Stimmen zu sprechen.
Der Text, den er auf den Aufnahmen lernt, stammt aus einem Buch, das den gleichen Titel trägt wie die Arbeit. Dieses Buch, eine Fortsetzung von "Robinson Crusoe", wurde von J. M. Coetzee geschrieben. In diesem Buch wurde Freitag (der “Wilde”) verstümmelt; seine Zunge wurde entfernt, weshalb er nicht mehr sprechen kann. Für diese Arbeit hat Brandan die Stelle auswendig gelernt, in der Crusoe dies einem anderen erklärt.
About the film (English)
Foe represents video footage of me receiving lessons from an acting coach hired to teach me the "accents" of my cultural backgrounds. I am not interested in the authenticity of these accents but in the idea of being taught to speak in these voices. The text that I have learned is taken from a book with the same titled as my piece. This book, a sequel to "Robinson Crusoe" was written by J. M. Coetzee. In this book, Friday (the savage) has been mutilated; his tongue has been removed and he cannot speak. For this work I have memorized the specific passage where Crusoe explains this to another.
Credits
Brendan Fernandes, Foe, 2008. Courtesy of the artist and Monique Meloche Gallery, Chicago.
Bild: Brendan Fernandes, Foe, 2008. Video still. Courtesy of the artist.
Shoum (2009)
Infos zum Film
Katarina Zdjelars Videoarbeit Shoum beginnt mit einem leeren Bildschirm, wir sehen kein Bild, sondern hören den Sound des Tears for Fears Megahits Shout von 1984. Dann sehen wir einen iPod, ein Blatt Papier und die Hände von zwei Männern aus Belgrad, die Stifte halten. Im Laufe der nächsten sieben Minuten beobachten wir, wie die beiden versuchen, den Text von Shout zu entziffern, als ob er eine verschlüsselte Botschaft enthalten würde. Das ist auch tatsächlich der Fall, denn die Männer sprechen kein Englisch. So transkribieren sie das Gehörte phonetisch, basierend auf ihrem eigenen Wortschatz und ihrer Fähigkeit, Unbekanntes stimmlich zu interpretieren. "Shoum Shoum Lajdi o Lau", schreiben und singen sie in einer seltsam erfundenen Sprache irgendwo zwischen Lautschrift, Serbisch und Englisch, während Tears for Fears "Shout, shout, let it all out" singen.
Wir werden Zeuge, wie durch Fehler und Verformungen eine völlig "neue Sprache" entsteht, die sich interessanterweise auf verschobene Weise, nämlich akustisch, auf das Original bezieht. Wie schnell deutlich wird, ist Bedeutung hier weniger eine Frage des Verstehens als der Verarbeitung und Assimilation. Abgeschnitten von der Lingua franca einer globalisierten Welt, schaffen die beiden Männer mit Beharrlichkeit etwas Eigenes, das zwischen dem Fremden und dem Vertrauten liegt. Die Arbeit eröffnet somit Raum für Kritik, indem sie Mladen Stilinovics "An Artist Who Cannot Speak English Is No Artist" und dessen implizite Antithese aufgreift.
About the film (English)
Katarina Zdjelar’s video work Shoum starts with a blank screen, we see no image, but hear the sound of the 1984 Tears for Fears megahit Shout. Then we see an iPod, a sheet of paper and the hands of two men from Belgrade, holding pens. Over the course of the next seven minutes we observe how the two attempt to decipher the lyrics of Shout as though they contain a coded message. This is in fact the case, considering that these men speak no English. Thus they phonetically transcribe what they hear, based on their own vocabulary and capacity to vocally interpret the unfamiliar. "Shoum Shoum Lajdi o Lau", they write and sing, in a strange invented language somewhere between phonetic transcription, Serbian, and English, as Tears for Fears sing "Shout, shout, let it all out".
We witness how through errors and deformations an entirely "new language" is being created, which intriguingly relates to the original in a shifted way, namely acoustically. As quickly becomes clear, meaning here is less a matter of understanding than of processing and assimilation. Cut off from the lingua franca of a globalized world, with perseverance these two men create something on their own that lies between the foreign and the familiar. The work thus opens up space for critique by embracing Mladen Stilinovic’s "An Artist Who Cannot Speak English Is No Artist" and its implicit antithesis.
Dauer
7 min. (19.35 und 20.35 Uhr)
Schwarzenbach-Komplex (2022)
Infos zum Film
Wir sind eine offene Arbeitsgemeinschaft für eine antirassistische, intersektionale Erinnerungspolitik. Wir sammeln und erzählen. Wir verhandeln, forschen und kämpfen.
Wir prägen neue Formen einer lebendigen Erinnerung – für eine andere, eine vielstimmige Zukunft – gemeinsam!
Video-Appell 1 „Eine andere Zukunft erinnern“, Zürcher Theaterspektakel 2020 / Trailer zum Abend der Appelle „Not the Same Procedure II“, Forum #NeueSchweiz, Kaserne Basel, 22. Oktober 2022